Das massive Leak bei Facebook zeigt, dass sich User mehr Gedanken darüber machen müssen, wem sie ihre Daten anvertrauen – und wie sie ihre Rechte besser nutzen. Die ab Mai geltende #DSGVO wird die Rechte der Verbraucher in Europa massiv stärken.

Seit Monaten machte die Geschichte über die Manipulation der US-Wahl durch ein bis dato weitgehend unbekanntes Unternehmen die Runde, nun ist ans Licht gekommen, was Insider lange vermuteten: Der Data-Miner Cambridge Analytica hat die Accounts von über 50 Millionen Facebook-Nutzern ohne deren Zustimmung ausgelesen und dazu benutzt, psychografische Profile zu erstellen, um ihnen maßgeschneiderte Wahlkampf-Botschaften im Rahmen der Präsidentenwahl 2016 zu präsentieren. Facebook widerspricht jedoch der Behauptung, die Daten seien gestohlen worden. Vielmehr hätten die Nutzer die von Cambridge Analytica verwendeten Daten freiwillig zur Verfügung gestellt.

Jetzt interessiert sich ein Untersuchungsausschuss des US-Kongresses für Cambridge Analytica. Aber auch die britische Regierung will von dem Unternehmen wissen, welche Rolle es im Vorfeld der Abstimmung zum Austritt Großbritanniens aus der EU gespielt hat. War das Brexit-Votum durch gezielte Beeinflussung von Wählern, basierend auf der breiten Auswertung von User-Daten, ebenfalls manipuliert worden?

Und das dürfte nur ein Bruchteil dessen sein, was Amazon über seine Kunden weiß. Das Internet-Versandhaus speichert jeden Mausklick auf seinen Webseiten. Im Weihnachtsgeschäft 2017 verkaufte Amazon mehr als zehn Millionen Einheiten der digitalen Assistentin Alexa; aus den Geräten ergiesst sich ein ununterbrochener Datenstrom auf die Server des Handelsriesen, wo die aufgezeihcneten Sprachfetzen in Text umformatiert, ausgewertet und abgelegt werden.

Doch welche Daten Amazon von uns gespeichert hat und wozu sie genutzt werden, ist für den Verbraucher nur schwer in Erfahrung zu bringen. Wer Auskunft verlangt, muss seine Anfrage schriftlich einreichen – und erhält einige Bögen Papier oder eine CD als Antwort. Die Unternehmen hängen die Latte bei den Anfragen zur Selbstauskunft bewusst hoch und setzen auf Abschreckung: Die Bearbeitung von Selbstauskünften, zu der sie laut § 34 des Bundesdatenschutzgesetzes verpflichtet sind, ist aufwandsintensiv und bei Millionen Usern kaum zu bewältigen.

User sollten sich Gedanken machen , wer Daten von ihnen gespeichert hat

Wie schwer es dem Einzelnen fällt, die Hoheit über seine Daten zu erlangen, beweist der Fall des Datenschutz-Aktivisten Max Schrems, der 2011 von Facebook Selbstauskunft verlangte und von dem Konzern in einen Jahre dauernden Rechtsstreit gezwungen wurde. Aus Bequemlichkeit verzichtet das Gros der User auf sein Recht auf Selbstauskunft. Erst wenn die wirtschaftliche Existenz in Gefahr gerät – beispielsweise durch einen negativen oder falschen Eintrag bei der Schufa – entsteht Handlungsbedarf.

Dabei beweist das eingangs gezeigte Beispiel von Cambridge Analytica, dass User sich sehr wohl Gedanken darüber machen sollten, wer welche Daten von ihnen gespeichert hat – und wozu diese Daten genutzt werden. Doch ist im allgemeinen Bewusstsein überhaupt nicht mehr verankert, dass die User noch immer selbst Eigentümer der über sie gespeicherten Daten sind. Und dieses Recht wird durch die ab Mai geltende Datenschutz-Grundverordnung der EU sogar noch gestärkt. Datenverarbeiter, die dem Verlangen der Verbraucher auf Einsicht, Korrektur oder Löschung ihrer Daten nicht folgen, können zukünftig mit empfindlichen Strafen belegt werden. Für Unternehmen übrigens ein Alptraum, denn viele von ihnen sind bislang nur unzureichend auf die DSGVO vorbereitet.

Auf dem Weg in die digitale Gesellschaft müssen Verbraucher und Unternehmer lernen, Daten neu zu bewerten. In der Datenökonomie werden Amazon, Google, Facebook oder Versicherungen immer Geld verdienen mit der Auswertung, Nutzung und Vermietung von Daten. Das soll sich auch gar nicht ändern. “Mir geht es nicht darum, ob Daten gesammelt werden oder nicht. Sondern um die Entscheidungen, die auf Grundlage dieser Daten getroffen werden“, bringt es der Informatiker Andreas Weigend in einem lesenswerten Interview auf den Punkt: “Es geht darum, dass ich am Ruder sitze, wenn es um meine Daten geht.” Und es ist eine Überlegung wert, dass informierte und selbstbestimmte Verbraucher auch ein größeres Bewusstsein für den Wert ihrer Daten haben – und für die Macht, die damit einhergeht. Denn dann wird auch das Risiko, dass wir durch unsere Daten unbewusst manipuliert werden, signifikant sinken.

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